Die virtuelle Diktatur


Die Zukunft des Zahlungsverkehrs wird bargeldlos sein. Dies führt uns einerseits in die Totalüberwachung, andererseits heraus aus der Schuldenkrise

‚Nur Bares ist Wahres‘ oder ‚Cash and Carry‘ werden bald schon der Vergangenheit angehören. An deren Stelle treten wird hingegen der bargeldlose Zahlungsverkehr via Geldkarte. Währungen werden zu Kreditpunkten und Plastikkarten zu Portemonnaies umfunktioniert. Zu Beginn dieses Monats hatte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bereits angekündigt, bis zum April 1,2 Millionen einer neuen Generation von Geldkarten an den Verbraucher bringen zu wollen. Die neuen Karten sind ausgerüstet mit einem NFC- Funkchip (Near Field Communication), der bis zu einer Entfernung von 4 Metern auslesbar sein wird. Dank dieser Technik wird es künftig genügen, seine Karte an einem Lesegerät vorbeizuziehen und schon ist der Buchungsvorgang perfekt. Die lästige und zeitaufwändige Eingabe der PIN entfällt künftig ebenso wie die Kassiererin an der Supermarktkasse, dafür kann sich die Schlange an der einstigen Kasse deutlich schneller gen Ausgang schieben.

Super Idee, möchte man denken – und richtig, die Idee ist in der Tat super, wenn auch nicht für Sie. Zunächst einmal werden für jeden Buchungsvorgang Gebühren fällig, die im Moment noch der Händler zu tragen hat. Die Buchungsgebühren belaufen sich zunächst bei Beträgen von bis zu 5 Euro auf einen Cent, bei bis zu 10 Euro auf 2 Cent und bei bis zu 20 Euro auf 3 Cent. Bei bis zu 16 Millionen Buchungsvorgängen am Tag verspricht dies den Banken satte Umsätze alleine hier in Deutschland. In Italien wird die Funk- Chip- Karte bereits erprobt.

Die Antwort auf Occupy – Bezahlen per Funk

Wirklich interessant ist die Karte jedoch aus anderen Gründen. Die derzeitige Weltwirtschaftskrise hat ihre Wurzeln zweifelsfrei im Bankwesen. Wenn man aus der Luft heraus Geld erfindet, vornehm als Geldschöpfung bezeichnet, dieses dann verzinst weitergibt und auf die Zinsen auch noch Zinseszinsen erhebt, dann ist dies schlichtweg Betrug. Jeder, auch Sie, können auf einen Zettel „100 Euro“ draufschreiben und diesen dann als Zahlungsmittel weitergeben. Allerdings gehen sie dafür mindestens fünf Jahre lang ins Gefängnis. Die Banken hingegen leben von diesem Spiel. Schlimmer noch, selbst diesen Bogen haben sie überspannt und stattdessen mehr an Geld verwettet, als sie eigentlich besitzen. Würden nur sechs Prozent der Kunden einer Bank gleichzeitig ihr Erspartes am Schalter einfordern, entsprechend der Zielsetzung von Occupy Wall Street, so wäre dies das Ende des Geldhauses, da das ganze Geld längst anderweitig verspekuliert ist. Interessant in diesem Zusammenhang sind die zahlreichen Bankenfusionen im Vorfeld der Krise, die unternommen worden waren mit dem klaren Ziel, einen ‚To Big To Fail‘- Status zu erlangen. So konnte noch vor dem großen Billionenbetrug sichergestellt werden, dass die Steuerzahler und Bürger es sein würden, die für die Schulden geradezustehen haben. Das Ganze ist nichts weiter, als ein groß angelegter Enteignungsprozess.

Oder um es mit den Worten von Prof. Franz Hörmann, einem Wiener Wirtschaftswissenschafter, zu sagen: „ Die doppelte Buchhaltung ist ein mittelalterliches Hütchenspiel. Die Hütchen sind die Konten. Und das echte Geld ist die Kugel, die irgendwo darunter liegt. Nun wird es spannend: Was, wenn man alle Hütchen hochhebt und da ist gar keine Kugel mehr da?“

Durch die Einführung elektronischen Geldes wird diese Gefahr für die Banken hinfällig. Die Finanzinstitute haben zwar zuwenig Bargeld in ihren Saves, da sie es hemmungslos verspekuliert haben, virtuelles Geld hingegen können sie jederzeit unbegrenzt erschaffen. Wenn Sie also ihre Lebensersparnisse i.H.v. 60 000 Euro in bar von der Bank einfordern wollen, dann bekommen sie stattdessen 60 000 virtuelle Kreditpunkte auf ihre Karte überspielt, die als Euros lediglich noch gekennzeichnet sind. Ihre Bank ist damit raus aus dem Schneider während Sie die ‚Karte mit dem A‘ haben. Denn was jetzt auf Sie zukommt, hat mit bürgerlicher Freiheit und informationeller Selbstbestimmung nicht mehr das Geringste zu tun.

Schließlich lässt sich jedweder Geldtransfer künftig lückenlos zurückverfolgen bis an den Anfang. Die Bank wird wissen, was sie einkaufen und somit ein lückenloses Konsumprofil von ihnen erstellen können. Sie wird auch wissen, wo sie einkaufen und wieviel Geld Sie dabei ausgeben. Dadurch erhält sie ein perfektes Liquiditätsprofil von Ihnen, weiß als genau, über welche Mittel Sie verfügen. Die Bank wird auch wissen, wann Sie wo und mit wem in welcher Stammkneipe sitzen und welche Getränke Sie bevorzugen. Auch Ihr Bewegungsprofil wird die Bank haben, denn sie weiß künftig genau, wann Sie wo tanken, wieviel Sie tanken und in welchen Geschäften sie zu welcher Zeit bezahlt haben. Steuerhinterziehung wird unmöglich werden, ebenso wie Schwarzarbeit. Schnell mal bei Nachbars für einen Zwanziger den Rasen mähen wird der Vergangenheit angehören ebenso wie Omas kleine Geldspritze für ihre Enkel. Es sei denn, Oma und Nachbar überweisen das Geld und erklären sich anschließend bezüglich des Verwendungszwecks. Für Geheimdienste jeglicher Couleur brechen traumhafte Zeiten an, ebenso wie für Banker. Eine flächendeckende Totalüberwachung wird zur Wirklichkeit.

Alptraumhaft hingegen sind die gesellschaftlichen als auch psychologischen Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung. Konnten sich viele Menschen bisher durch kleinere Kungeleien wenigstens ein Mindestmaß an Freiraum bewahren, so ist damit Schluss. Die Menschen werden zu Protagonisten eines unmenschlichen Computerspiels, bei dem die Bank die Punkte vergibt während sie die Lebenswirklichkeit jedes Einzelnen bis ins kleinste Detail hinein steuert und überwacht. Das Zeitfenster beginnt sich bereits zu schließen. Bis zum Ende dieses Jahres will die Sparkasse 45 Millionen neuer Chip- Geldkarten produzieren und in Umlauf bringen.

Ohne Geld keine Schulden

Der eigentliche Coup an der Sache ist jedoch die Tilgung der immensen Schulden, die durch gewissenlose Spekulanten in Billionenhöhe angehäuft wurden. Um diesen Schuldenberg alleine für Deutschland abzutragen, müssten wir alle zusammen mehr als 160 Jahre lang arbeiten und Steuern zahlen. Verwandelt man hingegen Bargeld in virtuelles Geld, so verwandeln sich auch die Schulden in virtuelle Schulden die bequem ausgebucht werden können. An dieser Stelle schließt sich der Kreislauf des Geldes zu einer schuldenfreien Zukunft mit vollkommener Kontrolle des menschlichen Dummviehs innerhalb eines riesigen virtuellen Computerspiels, dem niemand mehr entfliehen können soll bis auf Banken, Geheimdienste, Regierungen und anoyme Strippenzieher im Hintergrund der ganz großen Geldgeschäfte. Die Welt war schon immer ein Geschäft und dank findiger Think Tanks wird sie es wohl auch bleiben. Dann eben virtuell, was soll’s?

Quellennachweis und weiterführende Links:

Über denkbonus

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7 Antworten zu Die virtuelle Diktatur

  1. Žaliasis Aljansas schreibt:

    Das Imperium schlägt zurück

    In der Teufels Armee dient schlauere als wir dachten. Ein supermächtiger Schlag. Das Imperium unverblümt gesagt: “Wir werden nicht aufgeben!”.

  2. Pingback: Die virtuelle Diktatur | Julius-Hensel-Blog

  3. Winfired schreibt:

    Keine Bank hält Bargeld vor als eine Sicherheit für Irgend Etwas, die Banken können auch kein Geld erzeugen denn dies geht nur per Kredit und Kredite haben eine Grenze der Sicherheit.

    Auch bei einer rein digitaler Währung würde sich das Zinseszinsproblem nicht lösen, die Zahlen können sich da auch nicht beliebig vergößern, denn der Preis reagiert auch dann.

    Natürlich könnte man dann Jeden kontrollieren aber Bargeld lässt sich nicht wirklich abschaffen, da kämen Fremdwährungen genaus so in Frage wie Papieraktien, Wertpapiere, oder Diamanten , Gold und die vielen neuen Ersatzwährungen, privater Natur.
    http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/article/nur-zwei-buecher

  4. herzmeister schreibt:

    was soll der scheiß, es gibt doch bitcoin

    http://www.bitcoin.org

    😛

    als digitale währung lass ich mir nix anderes aufzwängen als eine open-source variante mit dezentraler transaktionsdatenbank, die die daten anonym speichert.

    wenn die herren büro- und korporokraten das nicht adaptieren wollen, dann kauf ich halt keine bücher mehr bei denen im geschäft, muss ich auch nicht.

  5. Dref schreibt:

    Um ein Mindestmaß an Freiheit zu erhalten sollte man sich einen GEWERBESCHEIN besorgen und zum Verkäufer mutieren. Hier kann man dann die Waren, die man selbst benötigt, als Händler kaufen und diese weiterverkaufen. Der Vorteil dabei ist, dass man dann zu den Händlereinkaufspreisen selbst günstige Privatentnahmen machen kann und diese dann selbst in der eigenen Buchführung verbucht. Natürlich korrekt verbuchen. Ordnungsgemäß.

    Beispiel:
    Man ist Raucher. So wird man zum Tabakhändler. Da man aber den Eigenbedarf als Privatentnahme verbucht, ist dies weder von einer Bank, der Krankenkasse oder Sonstwem zu überprüfen. Höchstens vom Finanzamt, aber auch nur bei den üblichen Routineuntersuchungen.

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