Russische Wirtschaft begrüßt Sanktionen

So schießt man sich in den Fuß. Moskau erklärte in seiner jüngsten Stellungnahme zu den anstehenden Sanktionen, dass Russland darin eine Chance sehe, sich endlich von der EU zu befreien

Der letzte Dollar

Der letzte Dollar

Kommentar – Wie russische Diplomaten erklären, ist das Land merklich ermüdet von seinem wirtschaftlichen Umgang mit der EU. Die wirtschaftliche Dauerkrise und deren Verbreitung, die harten Sparmaßnahmen durch die Austeritätspolitik, vor allem aber die Abhängigkeit vom Wohl und Wehe Washingtons, wer will mit so einem Kontinent schon gerne Geschäfte machen. Russland offenbar nicht, zumindest nicht länger. Daher wendet sich Russland künftig verstärkt dem Iran, Südostasien und China zu. Mit China hat Russland neben seiner militärischen Zusammenarbeit zudem Interesse am Ausbau des High Tech Sektors. Ebenso mit den Ländern Südostasiens, die zwar wie Russland wirtschaftliche Schwellenländer sind, jedoch auf hohem technologischem Niveau agieren.

In Zusammenarbeit mit der russischen Wirtschaft könnten sie gemeinsam diesen Schwellenländer- Status hinter sich lassen und zu wirklichen Wirtschaftsnationen heranreifen. Mit Indien macht Russland bereits seit langem Geschäfte, diese sollen nun ebenfalls ausgebaut werden. Die Politik Moskaus wird sich im selben Maße von der maroden europäischen Wirtschaft abwenden, wie es sich seinen neuen Wirtschaftspartnern zuwendet. Europa ist nämlich im Grunde genommen nurmehr ein abgelutschtes Bonbon, welches seinen Nachbarn im Auftrag der USA ständig auf die Nerven geht. Bislang hat Moskau dies geflissentlich übersehen. Offenbar ist man hierzu nun nicht länger bereit. Die Russisch- Europäische Zusammenarbeit wird heruntergefahren. Zugleich werden in Südostasien nun dank russisch- chinesischer Hilfe neue Plätze geschaffen, die durchaus in der Lage sein werden, zu London und New York in Konkurrenz zu treten. Natürlich in den jeweiligen Landeswährungen, nicht jedoch in Dollar und Euro. Diese beiden Währungen werden künftig mehr und mehr ins Hintertreffen geraten.

Im Osten hingegen ist die Welt in Ordnung, es herrscht wirtschaftliche und politische Stabilität. Daher beschleunigt die russische Wirtschaft nun verstärkt in diese Richtung. Denn das Business befindet sich der Logik der Märkte entsprechend stets dort, wo Stabilität und Interesse herrschen. Buisiness, das bedeutet für die russische Wirtschaft viererlei. Nämlich Investitionen, Import, Export und Technologien. Europa und die USA hingegen sind nur an einem interessiert, an Rohstoffen. Zudem entwickelt sich die EU zusehends zur Plage für Russland, insbesondere seit der Ankündigung einer russischen Zollunion. So sieht dies zum Beispiel Wassilij Koltaschow, der Leiter des Zentrums für wirtschaftliche Forschungen am Moskauer Institut für Globalisierung und soziale Bewegungen:

  • „Die europäischen Eliten sind recht kurzsichtig und orientieren sich auf die Kontrolle über die Märkte, darunter auch über die russische Wirtschaft. Sie interessieren sich besonders für den Rohstoffsektor. Sie interessierten sich dafür immer. Deshalb werden sie sich immerhin ständig im Konflikt mit Russland befinden, insbesondere seit dem Zeitpunkt, als unser Staat die Gründung der Zollunion ankündigte. Aber man kann nicht sagen, dass die russische Gemeinschaft sich im Konflikt mit den Gemeinschaften der Europäischen Union befindet. Im Gegenteil. Sie ist wegen der permanenten Wirtschaftskrise in der EU, ihrer Verbreitung und der harten Sparpolitik äußerst ermüdet.“

Der Gelackmeierte sind wir hier in Deutschland. Denn unser Land war der einzige Grund, weshalb Russland die EU so lange ertragen hat. Der Traum von Moskau und Peking war ein wirtschaftliches Dreieck Moskau, Peking, Berlin. In Russland liegen die Rohstoffe. Diese hätten nach China geliefert, zu Produkten verarbeitet und dann in Europa auf den Markt gebracht werden können. Die Bundesrepublick wäre das Scharnier gewesen, über das die Geschäfte hätten laufen können. Deutschen Unternehmen hätten Milliardengewinne gewinkt. Wäre die deutsche Politik nur fähig gewesen, dem US- amerikanischen Diktat die Stirne zu bieten. So jedoch droht ein untergehender Kontinent einer aufstrebenden Supermacht mit Sanktionen – und verliert. Wir sind nicht länger interessant, wir sind abgemeldet. Und das schon lange. Nun jedoch hat Moskau endlich einen guten Grund, sich von uns zu lösen, ohne dabei vertragsbrüchig zu werden.

Über denkbonus

Politischer und religiöser Freidenker | Grobstofflich | Wer sein Bewußtsein erweitern will, muss zuerst welches besitzen
Dieser Beitrag wurde unter Auslaufmodelle, Finanzpolitik, Ressourcen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Russische Wirtschaft begrüßt Sanktionen

  1. Peters schreibt:

    Der Bericht aus dem Mai zeigt bereits im Herbst die prognostizierte Auswirkung. Russland entfernt sich von der EU und wendet sich automatisch neuen Handelspartnern zu, die bereit standen und sich freuen. Den wirtschaftlichen Schaden innerhalb der EU trägt die deutsche Wirtschaft, die jahrzehntelang aufgebaute Absatzmärkte verliert.

  2. Luwid schreibt:

    Für alle, die des Englischen mächtig sind habe ich ein sehr informatives Video über die derzeitige Krise in der Ukraine und der Vernetzung zu anderen Konflikten wie Syrien:

    Das Video ist umfangreich mit serösen Quellen hinterlegt und gut recherchiert, ich kann es nur empfehlen.

    Vieles, was sich jetzt nach und nach bewahrheitet, hat Denkbonus schon vor über einem Jahr geschrieben (bspw. die Akteure hinter der Syrien-Krise), vielen Dank dafür.

  3. walterfriedmann schreibt:

    Hat dies auf Europapolitik rebloggt und kommentierte:
    Russische Wirtschaft

  4. rugay schreibt:

    Warum vereinfacht ? Ich denke die Darstellung- mal alles künstlich Aufgebauschte und per Nebelkerzen (usw.) Verkompliziertes weggelassen – trifft den Nagel auf den Kopf. Die lahme, opportunistische Ente aus der Uckermark hat uns an die Wallstreet verschachert und jegliche Chance verspielt D wie dargestellt souverän und selbstbewusst ins Zentrum einer sinnvollen neuen Wirtschaftsachse zu stellen die für alle zu einer Win/Win Situation hätte führen können. Statt dessen betuhlich-beharrliche Sprechblasen-Absonderung bei der sich die Fußnägel hochklappen, Besuche in Obamas Gemüsegarten und reanimierte Kalte-Kriegs-Rhetorik.
    Ja es mag sein, dass der Widerstand parasitärer Wurmfortsätze (die sog. „Eliten“) seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Andererseits kommt es bestimmt nicht von ungefähr, dass Russland plus potentielle Partner in Fernost gerade jetzt spürbaren Widerstand gegen westliche Hegemonialträumereien aufbaut und alliertes Zähnefletschen mit gelangweiltem Schulterzucken goutiert….
    Es könnte gut sein, dass die Riege US und NATO Falken weitaus zahnloser geworden ist als bislang gedacht und man sich einfach(zwecks „Gesichtswahrung“) nur noch (mit exponentieller Geschwindigkeit) aufbläht wie eine sterbende Sonne.
    Zur Erinnerung: Trotz Gorbatschow und Perestroika hätte wohl selbst noch ein, zwei Jahre vor dem Fall der Mauer niemand ernsthaft damit gerechnet, dass ab 89 der Warschauer Pakt vollständig und im Zeitraffer auseinanderbricht, oder ?

  5. I.Ebert schreibt:

    Ich finde, das ist eine sehr vereinfachte Darstellung der Situation. Um einen stabilen ostasiatischen Wirtschaftsraum zu etablieren, bedarf es noch viel Zeit und vor allem Wiederstand gegen den Dollar und Euro. Die selbsternannten G-Mächte werden jedwede Konkurrenz mit allen Mitteln zu verhindern wissen.

Hinterlasse einen Kommentar