Gaza – Eine fragwürdige Entführung und Bomben ohne Beweise

Der Tod dreier israelischer Jugendlicher in den besetzten Gebieten hat dort einen Gewaltexzess gegen Palästinenser ausgelöst. Dabei sind die Hinweise fragwürdig, die auf palästinensische Täter deuten

Kindertränen in Palästina

Kindertränen in Palästina

In den letzten Jahren lief es nicht so gut für die rechten Falken in der israelischen Regierung. Erst die Massenproteste 2011 bei denen 450.000 Menschen gegen ihre Regierung auf die Straße gegangen waren. Ein Jahr später, im Juni 2012, war Palästina von der UN- Vollversammlung als Beobachterstaat anerkannt worden, der Krieg gegen den Iran wollte einfach nicht vom Zaun brechen und zuletzt hatten sich auch noch Hamas und Fatah versöhnt. Dazu ständige Nörgeleien der Weltgemeinschaft angesichts der rüden Apartheitspolitik der Knesset. Ein Ventil musste her und wurde den Hasspolitikern rund um Netanjahu mit dem Tod der drei Jugendlichen auch prompt auf dem Silbertablett serviert.

Terror made in Tal Aviv

Terror made in Tel Aviv – RT

Ein ganzes Volk in Sippenhaft

Seitdem die drei Jugendlichen tot aufgefunden worden waren, waren 2000 Haushalte von Soldaten auf links gedreht worden. Drei Männer waren ohne jeden Beweis verdächtigt worden, die Tat begangen zu haben. Die Häuser der Familien dieser Männer waren darauf hin mit Bulldozern abgerissen worden. Ungefähr 450 Palästinenser, darunter auch Kinder, wurden festgenommen. Anschließend nahmen die Soldaten 50 Ziele, darunter auch zivile Ziele, in Gaza von Kriegsschiffen aus und mit Kampfflugzeugen unter Beschuss. Dabei kamen bisher mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter ein Junge von 15 Jahren und ein fünfjähriges Mädchen. Mehr als 50 Personen wurden verletzt. Davon etwa 16 so schwer, dass sie ins Krankenhaus mussten. Derzeit werden 40.000 Reservisten in Israel reaktiviert, um eine Bodenoffensive gegen die Zivilbevölkerung von Gaza zu einzuleiten. Die angegriffenen Palästinenser widerum versuchen sich mit ihren selbst gebastelten Regenrohrraketen zur Wehr zu setzen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, dass bestenfalls ein paar Rosenbeete umpflügt. Und das alles nur, weil ein paar Araberhasser glaubten, sie würden denken, während sie in Wahrheit lediglich ihre Vorurteile neu sortierten. Dabei gibt es durchaus Gründe, die aufgeworfenen Verdächtigungen in Zweifel zu ziehen.

screenshot / RT

screenshot – RT

Zunächst gibt es bislang nicht ein einziges Bild von den getöteten Dreien. Das muss nichts heißen, aber die offiziellen Berichte widersprechen sich zum Teil. So hieß es zunächst, das ausgebrannte Auto, in welchem die Toten gefunden worden sein sollen, habe ihnen gehört. Später dann machte der Bericht die Runde, die drei seien als Tramper unterwegs gewesen und mancher Israeli fragte sich im Stillen, wie zum Teufel die drei nachts inmitten eines besetzten Gebietes in ein fremdes Fahrzeug steigen konnten. Niemandem war ein brennendes Auto aufgefallen und nachdem zu der Entführung ein Notruf einging, war dennoch über Stunden hinweg nicht das geringste passiert. Darüber hinaus war es bisher üblich bei der Hamas, sich zu Entführungen zu bekennen. Nicht zuletzt, um auf diesem Wege zu einem Gefangenenaustausch zu kommen. Diesmal jedoch hatte die Hamas dementiert, in die Sache verwickelt zu sein. Und wer waren die Jugendlichen denn nun wirklich? Waren es nun Talmud- Schüler, wie es zuerst hieß, oder doch gleich Religions- Studenten, oder, die neueste Variante, Siedlerkinder? Und weshalb posierte einer der drei bei Facebook als IDF- Soldat?

Binnen kurzer Zeit häuften sich die Widersprüchlichkeiten so sehr, dass selbst leitende Beamte der Vereinten Nation als auch der Palästinenserbehörde nahe legten, die Geschichte könne sich auch auf israelische Initiative hin ereignet haben. Dies berichtete zumindest die Zeitung Israel Today am 18. Juni. Und nur einen Tag später bekannte der israelische Satiriker Gilad Atzmon:

  • „Es gibt keine eindeutigen Belege, dass die drei israelischen Siedler entführt wurden. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Analytiker glauben, dass diese jüngste Affäre eine weitere False-Flag-Operation der Israelis sein könnte. Man denke an das Motto des Mossad ‚Mithilfe der Täuschung‘. Während wir die verfügbaren Beweise analysieren, stellen wir fest, dass die ‚Entführung‘ Israel eine Gelegenheit bietet, hart gegen die palästinensische Führung und Zivilisten loszuschlagen.“

Was widerum die Beziehungen zwischen Hamas und Fatah einer schweren Zerreißprobe aussetzt, da davon auszugehen ist, dass die Fatah der Hamas die Schuld für die Entführung geben wird mit allen schweren Folgen durch die Bombardierung von Gaza. Es sollte jedoch anders kommen und stattdessen gerieten die Israelis zusehends in Beweisnot. Am 15. Juni 2014 titelte die israelische Tageszeitung Ha’aretz: „Mossad chief’s chillingly prescient kidnap prophecy.“ Im Einzelnen geht es hierbei um eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts vom 05. Juni 2014 zum künftigen Umgang mit Entführungen. Das Kabinett vertrat den Standpunkt, dass mit Entführern künftig nicht mehr verhandelt werden solle. Man wolle Entschlossenheit und Härte demonstrieren. Notfalls auch auf Kosten der Entführten. Denn wenn der palästinensischen Opposition erst einmal klar werden würde, das Entführungen sich künftig auf keinen Fall mehr lohnen würden, würden diese auch von palästinensischer Seite aus als obsolet betrachtet werden.

Einer war dagegen

Dieser eine war Tamir Pardo, der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad. Dieser hatte beredt versucht, die Minister davon zu überzeugen, dieses Gesetz nicht zu ratifizieren, denn „es würde den Handlungsspielraum der Regierung bei zukünftigen Entführungen einschränken,“ so der Oberagent. Um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, führte er zunächst die Entführung von etwa 200 Schulmädchen durch die Boko Haram in Nigeria ins Feld. Anschließend wandte er sich an den israelischen Wirtschaftsminister Naftali Bennett mit einer Frage: „Was werden Sie tun, wenn in einer Woche drei 14jährige Mädchen aus einer der Siedlungen entführt werden? Wollen Sie dann sagen, es gibt da ein Gesetz, nach dem wir keine Terroristen freilassen dürfen?“ Dies geschah wiegesagt am 05. Juni. Drei Tage später, am 08. Juni wurde das Gesetz dann dennoch gegen seinen Willen verabschiedet und am 12. Juni, also auf den Tag genau eine Woche nach seinem Kassandraruf, wurden tatsächlich drei Jugendliche in einer Siedlung entführt. Die Onlineplattform Veterans Today ließ es sich angesichts dieser Parallelen nicht nehmen, Pardo nonchalante einen Platz im Pantheon der False Flag- Hellseher zuzuweisen.

Quellennachweis und weiterführende Links:

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5 Antworten zu Gaza – Eine fragwürdige Entführung und Bomben ohne Beweise

  1. Pingback: Israel – Inside Job und Massenmord | denkbonus

  2. Cayceportal schreibt:

    Zum Artikel „Israelis haben einen Mordsspaß“, da dort anscheinend die Kommentarfunktion ausgeschaltet ist:
    Es gibt viele Nicht-Semiten und Nicht-Juden auf dem Gebiet Israels, unter anderem zahlreiche Muslime, die dort friedlich leben und nicht belästigt werden. Sind diese nicht bedroht, wenn aus dem Gazastreifen und aus Jordanien Langstreckenraketen auf israelische Städte abgefeuert werden? Nur mal so die Meldung der israelischen Botschaft von heute:
    “ – Terroristen haben mindestens 162 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen.
    – Raketenalarm ertönte wieder in Tel Aviv und vielen Ortschaften im Süden und Zentrum Israels.
    – Eine Rakete aus dem Gazastreifen traf elektrische Leitungen in Israel, die den Gazastreifen mit Strom versorgen. 70.000 Menschen im Gazastreifen waren dadurch ohne Strom.
    – Eine Flugdrohne aus dem Gazastreifen wurde über Ashdod abgeschossen.
    – Mehrere Raketen wurden aus dem Libanon auf Israel abgeschossen.
    – Eine Rakete aus Syrien ist in Israel eingeschlagen.
    – Seit Dienstag wurden mehr als 971 Raketen auf Israel abgefeuert. 754 dieser Raketen sind in Israel eingeschlagen. Ungefähr 201 Raketen wurden von der Raketenabwehr abgefangen.

    Abgesehen davon ist es perfide, was die Hamas da macht, Zitat:
    „Die Hamas rief derweil die Bewohner des Gazastreifens dezidiert dazu aufgerufen, sich bei israelischen Luftangriffen als menschliche Schutzschilde zu postieren. Das Innenministerium in Gaza warnte die Palästinenser außerdem am Donnerstag davor, ihre Häuser nach anonymen Warnungen zu verlassen. Gewöhnlich kündigt die israelische Armee ihre Angriffe telefonisch an, um zivile Opfer zu vermeiden. In einem Fernsehauftritt lobte ein Hamas-Sprecher jene Palästinenser, die kurz vor einem israelischen Angriff auf die Dächer ihrer Häuser stiegen. „Wir rufen dazu auf, diese Praxis zu übernehmen“.“
    Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3835693/print.do

    Soso, die israelische Armee kündigt ihre Angriffe telefonisch an und Israel versorgt den Gazastreifen mit Strom …

    Mein Aufruf: Nicht immer alles nur einseitig sehen! Zu einem Krieg gehören immer zumindest zwei Parteien …

    • denkbonus schreibt:

      Liebe Cayceportal, vielen Dank für Deinen Kommentar – aber:

      Auch das Unrecht will beim Namen genannt werden.

      Natürlich feuert die Hamas mit allem, was sie hat, um sich zur Wehr zu setzen. Viel ist das nicht. Die selbstgebauten Raketen der Hamas kommen nicht sehr weit, haben keine nennenswerte Sprengkraft und treffen außerdem nicht, da sie nicht steuerbar sind. Eine israelische Bombe hingegen radiert einen ganzen Wohnblock aus. Sieh Dir die Bilder der Explosionen an, sie sind entsetzlich. Aber selbst wenn die Hamas über eine nennenswerte Bewaffnung verfügen würde, ändert dies nichts an folgenden Punkten.

      Die Bombardierung von Gaza ist eine Vergeltungsmaßnahme für den Tod dreier israelischer Jugendlicher. Aber man kann doch keine ganzes Volk unter Feuer nehmen, wegen einer Straftat, deren palästinensisches Verschulden überhaupt nicht erwießen ist. Und selbst wenn Palästinenser es gewesen sein sollten, ist das doch keine Rechtfertigung für eine solche Reaktion darauf. Eine polizeiliche Maßnahme wäre hier angebracht, aber doch kein militärische Großeinsatz gegen unbewaffnete Zivilisten. Du sprichst von 163 Raketen, aber derzeit befinden sich 1,8 Millionen Menschen in Gaza in akuter Lebensgefahr. Und noch während ich diese Zeilen schreibe, werden es weniger. Durch besagte Raketen kam bislang übrigens nicht ein einziger Israeli zu Schaden. In Gaza starben in den vergangenen Tagen mindesten 170 Menschen. Waren die alle von der Hamas?

      Selbstverständlich respektiere ich Deine Meinung. Aber ich denke auch, dass unsere Presse einseitig über diesen Konflikt berichtet. Und aus Deinem Kommentar ist schon ein gewisser Spin rauszuhören. Okay, aus meinem Beitrag sicherlich auch. Es ist nur so, dass mir die Galle kocht, wenn ich sehe, wie diese Menschen unterdrückt, gequält und regelmäßig getötet werden. Das ist einfach unmenschlich – Hamas hin oder her.

      • Cayceportal schreibt:

        Was dort passiert, ist zweifellos schlimm. Aber wie ich schon sagte, man muss beide Seiten sehen. Die Hamas erhält von islamischen Ländern Unterstützung – das ist bekannt. Und die Raketen aus Syrien und Jordanien sind alles andere als harmlos. Außerdem: Wie unmenschlich ist es, wenn die Hamas die Bevölkerung aufruft, sich als menschliche Schutzschilde auf die Dächer zu stellen? Wenn Israel seine Angriffe telefonisch ankündigt, haben die Menschen Zeit, sich in zumindest halbwegs in Sicherheit zu bringen. Aber es ist ein Verbrechen, Kinder und Frauen und Alte aufzufordern, sich den Bomben der Israelis bewusst auszuliefern und das auch noch als Heldentat zu verkaufen und die Leute als Märtyrer darzustellen.

        Genau, ich finde auch, dass die Medien einseitig über diesen Konflikt berichten. Interessanterweise wird meist gegen die Israelis gehetzt und die Palästinenser werden als arme Opfer dargestellt. Meiner Meinung nach sind beide Seiten sowohl Opfer als auch Täter.

        Und: Es gibt reichlich viele Menschen auf beiden Seiten, die einander die Hand reichen und Frieden wünschen möchten. Sowohl Israel als auch die Palästinenser ernten das, was sie säen – wie wir alle.

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