Die Angebotsseite der Korruption

von limolimousine | flickr.com


Wie kommt es, dass unsere Republik innerhalb nur eines Jahrzehntes in derartigem Umfang sozial, moralisch und ethisch verwahrlosen konnte? Während sich kriminelle Karrieristen und Pleitebanker mit larmoyantem Siegerlächeln weiterhin die Taschen mit Milliarden vollschaufeln, wird zeitgleich ein ganzes Volk, ein ganzes Land, eine ganze Gesellschaft, kalt lächelnd dem sozialen und wirtschaftlichen Untergang entgegen getrieben. Dabei gibt es nach wie vor Geld wie Dreck, es befindet sich nur nie dort, wo es gebraucht wird. In nur zehn Jahren hat sich die Zahl Obdachloser mehr als verdoppelt, Kinder kommen hungrig ohne Frühstück zur Schule und hoffen insgeheim auf ein kostenloses Mittagessen in der Schulcafeteria, die ebenfalls kurz vor der Schließung steht. Zeitgleich werden die Laufzeiten von AKWs verlängert, obwohl heute jedermann weiß, dass Atomstrom ein Minusgeschäft ist, das heute zudem nicht mehr benötigt wird. Aber 30 Milliarden Schmiergeld haben den alten Meilern erneut die Tür aufgestoßen in eine strahlende Zukunft, während die Entwicklung regenerativer Energiekonzepte weiterhin konsequent blockiert wird. In Stuttgart wird ein Mammutprojekt gegen den erklärten Willen der Bevölkerung mit Brachialgewalt durchgeboxt. Kritische Stimmen werden als Verfassungsfeinde und Chaoten desavouiert während die Großverdiener an diesem irrwitzigen Geldvernichtungsprojekt reihenweise im Champagner ersaufen. Moët & Chandon für einige wenige Strippenzieher, Brackwasser und abgesoffene Wohnhäuser für die betrogene Mehrheit. Derzeit macht es wenig Spaß, Deutscher zu sein, es sei denn, das Konto erlaubt es.

Kurzum, es drängt sich der Verdacht auf, dass politische Entscheidungsträger in diesem Land korrupt, um nicht zu sagen kriminell, sein müssen. Wie anders ist es zu erklären, dass stets entgegen der Vernunft, gegen den Willen Bevölkerung als Souverän und gegen die Zukunft dieses Landes Entscheidungen getroffen werden, die unserer Wirtschaft, vor allem aber unserer Demokratie, über kurz oder lang den sicheren Todesstoß versetzen werden? Gegen den erklärten Mehrheitswillen der Bevölkerung und zugunsten einiger weniger, die dezent und geräuschlos aus dem Hinterhalt heraus agieren. Politische Verantwortungslosigkeit hat klar benennbare Namen und Gesichter. Sie zieht sich quer durch alle Parteien hindurch und hat sich mit dem Gedanken arrangiert, Menschen für die persönliche Karriere, für die persönliche Bereicherung, eiskalt und gewissenlos verrecken zu lassen. Und obwohl diesem Staat das Fleisch schon längst in Fetzen von den Rippen hängt, wird, bar jeder Vernunft, weiterhin exzessiver Neoliberalismus vorangetrieben, oder sollte ich sagen: Manchesterkapitalismus. Wie kommt es also, dass politische Verantwortliche sämtlicher Parteien jenen, die sie gewählt haben, mehr oder weniger offen den Krieg erklärt haben?

Eine mögliche Erklärung hierfür bietet der 11.September. Von diesem Zeitpunkt an konzentrierte sich das Hauptaugenmerk von Polizei, Verfassungsschutz und BND fast ausschließlich auf die Bekämpfung extremistischer Strukturen aus dem Islam. Die Aufklärung wirtschaftlicher und politischer Kriminalität im eigenen Land trat dabei in den Hintergrund. Eine Lücke, die sich insbesonders eine Firma zunutze gemacht hat, die gemeinhin als Mafia bekannt ist. Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich die ‚ehrenwerte Gesellschaft‘ in einem Umfang in diesem Land ausgebreitet, der den wenigsten bewusst sein dürfte. Wie parasitäre Zecken sitzten die Syndikate inzwischen an den Nervenknoten dieses Landes, dessen Lebenskraft sie bis zum letzten Tropfen auszusaugen gewillt sind. So wie einiges darauf hindeutet, dass die Mafia ursächlich mitverantwortlich ist für die aktuelle Weltfinanzkrise, gibt es zudem Hinweise darauf, dass auch sie es ist, die dank ihrer gigantischen Wirtschaftsmacht unsere Politiker wie Bären am Nasenring herumführt. Die Mafiafamilien haben Deutschland mittlerweile in Claims untertrennt und zwischen sich aufgeteilt. Dabei wird auch den unterschiedlichen Nationalitäten der Familien Rechnung getragen.

Unsere tatsächliche Regierung besteht u.a. aus etwa drei italienischen und ebenso vielen russischen Mafiaclans. Allen voran die sizilianische Cosa Nostra, Sitz in Köln, die, neben dem üblichen Restaurantbetrieb, vor allem mit Baugeschäften und illegalen Arbeitsvermittlungen ihr Salair aufbessert. Zu finden ist die Familie, neben ihrem Hauptsitz in der Domstadt, vor allem in Hamburg, Hannover, München und Stuttgart.

Die neapolitanische Camorra widerum fühlt sich vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz, in Berlin, Dortmund und Frankfurt wohl. Roberto Scarbinato, der leitende Staatsanwalt von Palermo, sieht den süddeutschen Raum vor allem in der Hand kalabrischer Gruppen, allen voran die Clans der Farao und der Ndrangheta. Zwischen den Mafiavertretern und den Politikern im Baden Württembergischen Ländle herrschen angeblich beste Verbindungen, man kennt sich und schweigt sich aus darüber.

Erheblich an Einfluss gewonnen hat auch die russische Mafia in Deutschland. So ist die russiche Solnzevskaja gerade im Begriff, sich Berlin, Brandenburg und Mitteldeutschland einzuverleiben. Die Tamvoskaja widerum hat es vor allem auf Norddeutschland abgesehen während die berüchtigte Ismailovskaja sich für den Süddeutschen Raum entschieden hat. Ziel der Mafiaclans ist vor allem die strategische Industrie, die sich aus Erdgas, Erdöl, Elektrizität und Kommunikation zusammensetzt. Unsere gewählten Volksvertreter werden dabei zu willfährigen Steigbügelhaltern der organisierten Kriminalität (OK). Die so abgeschöpften Unrechtsgewinne sind enorm und werden schon seit Jahren in zunehmendem Maße in politische Macht umgewandelt.

Weniger bekannt ist die Sacra Corona Unita, die sich, laut dem Antimafia-Staatsanwalt Emilio Ledonne aus Rom, vor allem in den neuen Bundesländern niedergelassen hat. Den römischen Ermittlern zufolge, wurden von diesem Mafiaableger erhebliche finanzielle Investitionen vor allem an der Ostsee getätigt. Beispielsweise auf den Inseln Rügen und Usedom, aber auch in Schwerin, Wismar, Warnemünde, Strahlsund, Rostock und Waren an der Müritz. Ein umfassender Bericht zur Lage der italienischen Mafia in Mecklenburg- Vorpommern, der vom dortigen Landeskriminalamt bereits 1998 angefertigt worden war, verschwand kurz nach dessen Entstehung auf mysteriösem Wege. Ein neuer Bericht wurde nie in Auftrag gegeben.

Für den Journalisten und Buchautor Jürgen Roth, der in seinem Werk „ Mafialand Deutschland“ (Eichbornverlag) die Zusammensetzung wie auch die Wirkungskreise einzelner Clans in Deutschland und Europa beschreibt, ist der berüchtigte Sachsensumpf lediglich die logische Folge dieser Entwicklung. Nach der Wende zunächst noch von ehemaligen SED-, Stasi- und NVA-Kadern besetzte Machtpositionen ermöglichten eine Gemengelage, bestehend aus Erpressung, Raub, Prostitution, Einschüchterung sowie Bestechung und Teilausschaltung von Polizei und Justiz. Und nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem auch staatliche Stellen werden zusehends von der organisierten Kriminalität kontrolliert. Daher werden gerade in Sachsen die Erkenntnisse der italienischen Antimafia-Kommission als auch des Bundeskriminalamtes nicht berücksichtigt. Ermittlungsansätze werden nicht weiter verfolgt, unsinnige Rechtskonstruktionen werden zum Schutz der Täter geschmiedet und präsentiert, Strafverfahren werden von höchster Stelle verschleppt und integere Ermittler werden strafversetzt und von Beförderungen ausgeschlossen. „Es stinkt nach Korruption, wenn Ermittlungen im Bereich der OK kurz vor dem Durchbruch plötzlich eingestellt werden,“ so der Buchautor, der betroffene Ermittler zitiert. Bereits im Jahre 2004 bezeichnete der SPD-Abgeordneter Karl Nolle die sächsische Staatsanwaltschaft daher folgerichtig als „institutionalisierte Strafvereitelungsbehörde“.

Kriminalhauptkomissar Uwe Dolata ist Fachmann für Korruption und Wirtschaftskriminalität und lehrt Anti-Korruptionsstrategien an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. Er ermittelt vor allem im Wirtschaftsmilieu. Auf die Frage, ob er dabei politischem Druck von oben ausgesetzt sei, antwortet er bei einem Interview mit Erwin Pelzig verräterisch ausweichend. Die Frage hingegen, ob er auch bedroht werde, beantwortet er mit einem klaren ja. Er sieht eindeutig mafiöse Strukturen in Deutschland. Mitte der Neunziger, so Dolata, galt Deutschland bei der OECD als das korrupteste Land der Erde. Er berichtet von internen Studien zur Einschätzung von Korruption in Justiz und Polizei. Die Behauptung, dass die demokratischen Staaten mittlerweile so sehr von mafiösen Organisationen beherrscht werden, die dort ihr Geld waschen, dass dabei die Demokratien zugrunde gehen, kann er nur bejahen.

Wem drängt sich da nicht der Verdacht auf, dass mittlerweile alle vier Gewalten durchsetzt sind von den U- Booten der unterschiedlichen Wirtschaftssyndikate, insbesondere wenn man erleben muss, wie fast alle Volksvertreter nach ihrem Ausscheiden aus der Politik spontan in die Wirtschaft wechseln. Aber das ist nun mal ihr Beruf, Vetreter sind schließlich Verkäufer.

Über denkbonus

Politischer und religiöser Freidenker | Grobstofflich | Wer sein Bewußtsein erweitern will, muss zuerst welches besitzen
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16 Antworten zu Die Angebotsseite der Korruption

  1. Platon schreibt:

    Eine Empfehlung von Bernd Senf, um die Geschichte unseres Systems zu verstehen, ist das 1999 erschienene Buch von Stephen Zarlenga „Der Mythos des Geldes – Die Geschichte der Macht“, das leider heute nirgendwo mehr erhältlich ist, selbst gebraucht nicht. Die amerikanische Originalausgabe wird inzwischen mit bis zu 200 Euro gehandelt!

    Dank Internet ist es aber zumindest als PDF hier noch verfügbar, und das sogar in vollen Umfang:

    Klicke, um auf zarlenga.pdf zuzugreifen

    Das Buch soll sehr spannend sein, viel Vergnügen beim Lesen, wer möchte!

  2. Platon schreibt:

    Schön, das ist gut so. So findet Wissen und die nötige Aufklärung ja einen guten Weg, sich in alle Himmelsrichtungen zu verbreiten. 🙂

  3. Platon schreibt:

    Ein sehr wichtige Aufklärung über unser existierendes Finanzsystem leistet momentan der Ökonomieprofessor und Volkswirt Bernd Senf aus Berlin, der sich seit seiner Emiritierung jetzt besonders stark für die Aufklärung einsetzt. Ich denke, dass er zu einigen Fragen in diesem Artikel einiges aufklären kann in seinen Seminaren:

    http://www.berndsenf.de/MenuVortraegeSeminare.htm

    Er hat auch die Geschichte der Entwicklung des Kapitalismus in mehreren Vorträgen (Dezember 2009) sehr gut aufgearbeitet, und auch die blinden Flecken in der Ökonomie, die von Beginn des heutigen Geldsystems bis heute vorherrschen. Die neusten Vorträge von August 2010 über die Rolle des Euro und des Dollar und deren Verfall zeigen meiner Meinung nach sehr gut die verborgenen Ziele auf, die hinter der scheinbar chaotischen Zerstörungskraft liegen könnten. Das möchte ich gerne an dieser Stelle noch empfehlen.

  4. Platon schreibt:

    Ich habe durchaus Verständnis, wenn es nicht jeder schafft, etwas zu unternehmen, wenn nicht jeder die Kraft dazu hat. Mir fällt es auch nicht leicht. Aber auch die Einstellung allein ist schon wichtig. Wenn ich den Kopf in den Sand stecke und an nichts mehr glaube, das strahlt auch nach außen hin aus. Und so denken meiner Meinung nach noch viel zu viele Menschen, weil sie sich nur noch ohnmächtig fühlen.

    Das Alter ist auch nicht unbedingt so wesentlich, denke ich. Ich bin auch schon Mitte 40 mittlerweile und habe auch keine große Lust mehr auf das Revoltieren und Opponieren gegen einen übermächtigen Feind. Aber es geht nicht mehr anders, weil die Lage heute noch viel ernster ist als je zuvor in diesem Land nach dem 2. Weltkrieg. Die Wende in der DDR hat obendrein sehr gut gezeigt, wie schnell eine große Dynamik entstehen kann bei Jung und Alt, wenn das Engagement allgemein zunimmt. Wenn die Hoffnung, der Zusammenhalt und die Ausdauer erstmal gegeben sind.

    Reinhard Mey, der schon über 60 ist, hat in seiner letzten Tournee bei seinen Live-Auftritten mit seinem neuen Album, das teilweise auch sehr gute politische Texte enthält, eindringlich bei seinen Auftritten gesagt, dass ein Mensch, der noch mit einem Gewissen ausgestattet ist, heute in diesen Tagen eigentlich nicht mehr stillhalten kann und darf, selbst wenn es ihm selbst noch gut geht. Er hat für sich auch beschlossen, etwas dazu beizutragen, um den Leuten Mut zu machen. Sein Lied „Sei wachsam“ ist aufrüttelnd und vorbildhaft, finde ich, das ist bei Youtube inklusive seiner dazugehörigen Ansprache auch anzusehen. Denn wenn er es noch kann, obwohl er es ja nicht müßte, weil es ihm sehr gut geht und weil er längst in Rente sein könnte, dann können es viele andere wohl auch. Und das ist etwas, was mir Mut macht. Nicht nur die Taten sind wichtig, die Einstellung allein macht auch schon eine Menge aus, denke ich.

    • Dreykant schreibt:

      Die Einstellung ist sogar das Entscheidende. Selbst wenn der Gegner übermächtig erscheinen mag, ist er es auch wirklich, oder tut er nur so, um die Massen einzuschüchtern und bei der Kandarre zu halten? Gut, manch einer mag sich sagen: „Wenn ich ohnehin untergehe, dann wenigstens mit dem Schwert in der Hand.“ Es gibt aber noch einen anderen, wichtigeren Aspekt des Widerstandes. Es geht nicht darum, eine Weltrevolution anzuzetteln, die dann irgendwann ihre Kinder fressen wird. Es geht vielmehr darum, den Gedanken von Freiheit, von Anstand und Würde am Leben zu erhalten, und sei es schlimmstenfalls nur im Geheimen, damit wir ihn an unsere Nachfahren weitergeben können. Eine Idee kann man nicht einsperren und auch nicht erschießen. Und sie wird weitertradiert, über Generationen hinweg. Es ist der Widerstand in den Köpfen, der nicht aussterben darf, egal ob alles den Bach runter geht, oder aber bleibt wie gehabt. Wenngleich ich ein kleiner Blogger bin, dessen Beiträge kaum jemand ließt und der gerade erst begonnen hat, zu posten, bin ich deshalb nicht unbedeutend. Denn ich beziehe klare Position mit offenem Visier, bekomme tolle Kommentare und gebe so meiner Nachwelt etwas mit auf ihren Weg, was so schnell nicht aus dem Netz verschwinden wird. Das tut nicht weh und macht sogar Spaß.

      • Platon schreibt:

        Das kann ich voll unterschreiben, genauso sehe ich es auch. Das ist vermutlich ja eh ein erneuter Versuch einer umfassenden Machtrestaurauration, eines Rollbacks in die überwunden geglaubten erzkonservative Zeiten vor den revolutionären Fortschritten der Arbeiter. Die Zeit schien nach dem Ende des Gegensystems Kommunismus ja auch günstig dafür zu sein.

        Erfahrungsgemäß gelingt es aber ohnehin niemals völlig, die alten komfortableren Herrschaftsverhältnisse aus früheren Zeiten wieder herzustellen, und die Fortschritte, die Ideen der Aufklärung möglichst rückgängig zu machen. Diese Ideen werden gewiss nicht untergehen, sie bleiben erhalten, und sie werden wohl auch fortgesetzt, wenn der Schwung der restaurativen Phase einmal weg ist und wenn die Resignation schon wegen des Hochmuts der keine Grenzen mehr kennenden Restaurateure überwunden sein wird.

        Dann folgt, wie schon so oft geschichtlich, eben wieder eine Phase der Revolution, was ja nicht zwangsläufig brachial im Stil der Französischen Revolution geschehen muss. Diese Revolution kommt ja erfahrungsgemäß auch vorwiegend gar von unten. Denn es fängt ja jetzt schon an, oben zu bröckeln. Das Gewissen wird sich wieder zu Wort melden.

        Die Gefahr eines Krieges, der von den USA ausgehen könnte, diese Gefahr sehe ich allerdings noch längst nicht als gebannt an. Das könnte durchaus eine Gefahr werden, die vielleicht momentan etwas unterschätzt wird. Ein verwundeter Tiger ist nicht zu unterschätzen. Kriege waren ja schon immer ein Notbehelf für den Kapitalismus in Notzeiten, um eben darüber die so heiß begehrte und wegbrechende Nachfrage zu schaffen. Ohne die Kriegsindustrie wäre der Gigant USA vermutlich eh schon am Boden, denn das ist wohl die einzig nennenswerte Industrie, die dort immer noch wächst. Die obendrein ja auch noch Gewinn abwirft, und die sich ja ohnehin schon sehr weitgehend selbst kontrolliert. Es wurde ja schon sehr früh vor dem millitärisch-industriellen Komplex gewarnt. Das sind Zwänge, von denen ich nicht weiß, wie sie in den Griff zu bekommen wären. Jedenfalls wüßte ich nicht, wie das ohne einen radikalen Systemwechsel zu schaffen wäre.

  5. Fix&FoxiAnthropologe schreibt:

    Generationsproblem:
    weder hat Platon nur Unrecht noch mel4vin nur Recht:
    …Platon schreibt:
    September 2, 2010 um 5:08 pm

    Tolle Einstellung… Dann kann ich dir nur wünschen, nicht irgendwann mal auf Hilfe angewiesen zu sein. Denn das kann schneller der Fall sein, als man denkt. Es geht mir gar nicht um das Belehren, sondern dass Menschen überhaupt wieder etwas gemeinsam machen, dass sie gemeinsam lohnenwerte Ziele verfolgen und den individuellen Kopf eben nicht mehr nur in den Sand stecken….

    ….mel4vin schreibt:
    September 2, 2010 um 3:46 pm
    Jo, und wenn wir uns alle auf den Kopf stellen, wir werden nie etwas wirklich
    nachhaltig ändern können. Menschen sind Menschen, 50% in der ersten, und 90% in
    der dritten Welt, wissen nicht was sie tun. Ob reich oder arm, sie sind geistig
    unterentwickelt. Darum ist die Welt so scheibe!….

    Fuer mich ist das ein Generationsproblem!
    Als ich 1979 gegen Gorleben demonstriert habe, war ich voller KRAFT (Platon),
    heute als mitte 40er sehne ich mich auch mehr nach dem Kartoffelfeld und dass mir der Rest der Welt egal ist (mel4vin).

    Ich verstehe beide, und es mir nicht egal (sonst wuerde ich hier keinen Kommentar abgeben).
    Nur eine kleine Analyse wie sich der Focus veraendert mit den Jahren.
    (Lebe seit 11 Jahren in einem „3. Weltland“, da entwickelt man ganz andere Focusse, mehr betroffen von Klimaveraenderungen, sprich Hurrycanes, Dauerregen, verdorbene Ernten)

  6. Platon schreibt:

    Tolle Einstellung… Dann kann ich dir nur wünschen, nicht irgendwann mal auf Hilfe angewiesen zu sein. Denn das kann schneller der Fall sein, als man denkt. Es geht mir gar nicht um das Belehren, sondern dass Menschen überhaupt wieder etwas gemeinsam machen, dass sie gemeinsam lohnenwerte Ziele verfolgen und den individuellen Kopf eben nicht mehr nur in den Sand stecken. Das dient prima den Mächtigen, denn damit haben sie ihr Ziel mit der verbreiteten Angst ja gut erreicht.

    Ohnmächtig und müde fühle ich mich wohl nur dann, wenn ich mich allein fühle, gegenüber den vermeintlich so übermächtigen Institutionen. Die Antwort darauf kann aber meiner Meinung nach nur eine Form von Solidarität sein. Denn eins ist doch klar, die Unzufriedenen innerhalb dieses momentanen Systems sind bei weitem in der Mehrheit. Wenn es mehr Miteinander gäbe, dann ließe sich schon etwas daraus machen. Aber ich fürchte, die Not ist wohl noch nicht groß genug geworden, und der Individualismus ist halt auch bei vielen Menschen sehr stark verwurzelt mittlerweile. Aber der Krug geht ja immer nur solange bis zum Brunnen, bis er zerbricht.

  7. mel4vin schreibt:

    Jo, und wenn wir uns alle auf den Kopf stellen, wir werden nie etwas wirklich
    nachhaltig ändern können. Menschen sind Menschen, 50% in der ersten, und 90% in
    der dritten Welt, wissen nicht was sie tun. Ob reich oder arm, sie sind geistig
    unterentwickelt. Darum ist die Welt so scheibe!
    Am besten, man kauft sich ein grosses Stück Land, und lässt die Welt einfach Welt sein.
    Und kümmert sich um nichts mehr. Ich zumindest lebe nicht, nur um die anderen
    zu belehren, sie zu geistiger Reife zu führen, ich bin Müde.

  8. Don Quijote schreibt:

    woow Platon, das ist wirklich sehr gut formuliert. Vielen Dank auch an denkbonus für diesen wieder mal hervorragenden Artikel. Ich wünsche Euch viele Leser und dass ihr weiterhin nicht resigniert. Es ist Zeit für optimistische Taten!

    • B.H. schreibt:

      Danke für den guten Artikel und den Kommentar dazu. Wenn man tief genug nachdenkt oder sich einfühlt, dann kann man nicht nur die Ursachen sondern auch die Lösungen erkennen. Meiner Meinung nach wäre es sehr gut, sich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen und die Abhängigkeit des Einzelnen vom Staat und von großen Konzernen, von „Vordenkern“ oder z.B. von der Pharmaindustrie zu verringern.

      Es werden dem Volk systematisch Glaubenssätze eingetrichtert, die die Macht des Einzelnen beschneiden. Statt Geborgenheit, die aus der Gewissheit wächst für mich selbst und meine Familie sorgen zu können, entsteht Abhängigkeit und damit auch Angst.

      Es wird versucht, uns einzureden, daß die Familie kein sicherer Ort für unsere Kinder ist und daß der Staat oder andere offizielle Stellen besser für das Kind sorgen, als Mutter und Vater.

      Es wird versucht, uns einzureden, daß der Einzelne nicht weiß, was sein Körper braucht, und daß Ärzte, WHO, STIKO und andere es besser wissen.

      Es wird versucht, uns einzureden, daß wir nicht selbst denken können und unseren eigenen Augen und unserem eigenen Gefühl trauen können, sondern erst in den Massenmedien nachlesen müssen, welche Meinung bei welchem Ereignis korrekt ist.

      Wenn wir wieder unserem eigenen Verstand, unserem eigenen Gefühl vertrauen, wieder wirklich ein selbstbewußtes, Volk werden, ob in Deutschland oder anderen Ländern, dann wird statt Angst und vielleicht auch Gier ein Gefühl der Geborgenheit und des Friedens vorherrschen. Von Enderlein, einem Mikrobiologen, gibt es den Spruch „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu alles.“ Mikroben und auch Mafiastrukturen gedeihen gut in einem Milieu der Angst und Kälte und Schwäche. Bei Menschen die sich geborgen, geliebt und sicher fühlen, haben beide keine Chance.

      • denkbonus schreibt:

        Liebe Brigitte,

        ein Dankeschön an Dich, und auch an Platon, für diese kompetenten Kommentare. Der Vergleich mit Enderlein ist hochinteressant. Auch dort geht es ja um den Begriff des Pleomorphismus. Keiner der ‚enderleinschen‘ Mikroorganismen erscheint einfach plötzlich auf der Bühne des Lebens. Vielmehr durchlaufen sie alle bestimmte Entwicklungszyklen, in denen sie ihre äußere Gestalt, wie auch ihre Funktion verändern. Erst am Ende dieser Entwicklungsreihe steht ein parasitärer Organismus und interessanterweise verwandelt sich dabei auch das Blut. Am Ende ist es voller ‚Geldrollen‘, die Erithrozyten atmen nicht mehr richtig und erstarren in Clusterbildung. Eine freie Bewegung der Eris tritt oft erst in dem Moment ein, indem man unter dem Dunkelfeldmikroskop erkennt, wie sehr sie verklebt sind und den Patienten auch mal durchs Okular schauen lässt. Und siehe da, wie von Zauberhand kommt plötzlich wieder Bewegung in den Patienten und sein Blut. Im Körper gleichermaßen wie auch auf dem Objektträger. 🙂

      • Platon schreibt:

        @ B.H.

        Dem kann ich nur in allen Punkten zustimmen, das ist sehr gut formuliert!

        Laut Christopher Lasch und auch einiger anderer Autoren, leben wir in einer historisch bisher einmaligen Situation der totalen Vereinzelung, was es so noch nie gegeben hat, was auch dieses sehr narzisstische System ohne Verantwortung gut erklärt, in dem wir ja leider nach wie vor leben. Aber der Siedepunkt ist wohl bald erreicht, an dem es nicht mehr so weitergehen kann.

        In den USA wurde es ja sogar schon von einem kritischen Industriellen so forumliert, dass die erste heiße Phase der Industrialisierung heute vor ihrem völligen Scheitern steht, denn dieses Streben nach maschineller Perfektion hat die für die Menschen so lebensnotwendigen familiären Strukturen dem maschinellen Prozess zuliebe beinahe völlig zerstört. Die sozialen Bedürfnisse können aber beileibe nicht durch einen Wohlstand kompensiert werden, das führt zwangsläufig in eine immer größer werdende Selbstzerstörung und dem Ignorieren der elementar wichtigen Bedürfnisse. Und das gilt für alle gesellschaftlichen Ebenen, nicht nur politisch, aber hier ist es natürlich am deutlichsten sichtbar und natürlich auch immer spürbarer. Durch das traditionell hierarchische System, wird obendrein ja der Druck immer von oben nach unten weitergegeben.

        Ja, die Emanzipation von diesen ganzen Zwängen und den subtilen Einflüsterungen, verbunden mit dem Mut, dagegen auch aktiv anzugehen, das halte ich auch für enorm wichtig!

        Es ist halt zu spät, um pessimistisch zu sein.

  9. Platon schreibt:

    Diese ganzen Symptome, die wir heute sehen, haben sehr komplexe Ursachen. Nach meinem immer mehr gewachsenen Eindruck ist es viel zu wenig, nur auf die immer wieder beklagte Kultur der Bereicherung zu achten und zu verweisen. Über die Moral als Merkmal der zunehmenden Verwahrlosung allein, kommt man glaube ich nicht weiter. Die Ignoranz der Verantwortung und der Verlust der nachhaltigen Vernunft hat meiner Meinung nach sehr viel tiefere Ursachen als nur das so oft zitierte Streben nach Bereicherung. Die Ignoranz hat ihre tieferen Ursachen und das hat sehr viel mit Nichtwissen zu tun, selbst bei den Mächtigen selbst. Geschichtlich gesehen kann man diese Entwicklung bis heute wohl erst dann verstehen, wenn die Geschichte, wie es soweit kommen konnte, auch akribisch aufgearbeitet wird. Aber genau das ist das Problem, es wird kaum noch wirklich nach den Ursachen geforscht. Es herrscht eine Geschichtsvergessenheit vor, auch das hat System. Ein Mensch lebt nicht wirklich ohne ein Verständnis seiner eigenen Geschichte. Dann ist er nur ein Spielball der aktuellen Verhältnisse, in denen er sich ohnmächtig fühlt.

    Auch die verantwortungslosen Agitatoren sind letztendlich „nur“ Symptome in diesen Zeiten der allgemein sehr verbreiteten Verantwortungslosigkeit. Auch sie wissen wenig davon, was sie anrichten, was sie überhaupt tun. Es gab bereits so einige Geburtsfehler zu Beginn der Zivilisation, und vor allem gab es sie verstärkt in der Entwicklung des frühen Kapitalismus, bereits zu Beginn der Industrialisierung wurden sehr entscheindende falsche Weichen gestellt.

    Und vor allem gilt das leider ganz besonders bei der Entstehung und in Entwicklung der USA. Um das etwas besser einordnen zu können, kann ich die Bücher des US-Amerikaners Christopher Lasch sehr empfehlen, insbesondere sein Werk „Das Zeitalter des Narzissmus“, das Ende der 70er Jahre erstmals erschien. Er hat sich die Mühe gemacht, die Entwicklung der Verantwortungslosigkeit und der immer größeren Gefühlskälte breiter Bevölkerungsschichten bis heute sehr sauber und umfassend aufzuarbeiten. In seinem Buch „Geborgenheit“ beschreibt er die gezielte Zerstörung der natürlich gewachsenen Familienstrukturen.

    Die dreiteilige BBC-Doku „The Power Of Nightmares“, die im Netz sogar völlig freigegeben ist, zeigt sehr gut den Strategiewechsel der Mächtigen auf, der nach dem Ende des Kalten Krieges wohl nötig gewesen ist. Es wird heute bewusst eine starke Angstkultur erzeugt, alle medialen und politischen Möglichkeiten werden dafür eingesetzt, um die Menschen über ihre Ängste beherrschbar zu halten. Das Ganze hat natürlich längst System, so viel ist sicher. Und wir alle sind ein Teil dieses Systems, wir sind ihm mehr oder weniger hilflos ausgeliefert, solange wir es nicht wirklich durchschauen und verstehen. Aufklärung tut Not.

    Dennoch sind die meisten Menschen nicht korrupt, denke ich. Sie sind viel mehr Gefangene wider Willen in einer kaum durchschaubaren Machtstruktur, die sie nicht so einfach durchschauen können. Auch deswegen, weil die meisten Menschen auch gar keine Zeit mehr dafür haben. Die Reizüberflutung der Medien, die Arbeitshetze, die wachsenden Existenzängste, und die immer häufigeren Spaltungsversuche und Polarisierungen, um die Menschen möglichst noch mehr auseinanderzubringen, das hat alles System, damit sie es gar nicht versuchen. Und wer sich viele Fragen stellt, die er nicht beantworten kann, der erstarrt, der resigniert sehr schnell, er fühlt sich ohnmächtig, dann fehlt einfach die Motivation, überhaupt etwas zu tun. Dieser Frust entlädt sich dann schnell am falschen Ort, denn irgendwo sucht er sich zwangsläufig ein Ventil nach außen. Es ist sicher nötig, diese ganzen Fehlentwicklungen in der Geschichte klar zu benennen und die Fehler zu korrigieren, anstatt nur auf die Symptome zu schauen. Es ist zu spät, um pessimistisch zu sein.

    • mel4vin schreibt:

      Ja, so ist es. Niemand sieht mehr die zusammenhänge, niemand ist mehr
      wirklich informiert. Es gibt zu viele News, und alle sind einfach nur auf
      „Schlagzeile“ getrimmt. Keiner kennt mehr die alten Hintergründe.
      Keiner versteht mehr was ist Kausalität,‘!?:,.

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